Alternative Zentren unter Beschuss von Rechts

Pressemitteilung der antifaschistischen Vernetzung Wasteland:

Im Anschluss an den G20-Gipfel und dessen Gegenproteste wird von vielen Seiten Stimmung gegen die radikale Linke und “linke Zentren” im Bundesgebiet gemacht. Ziel dieser Stimmungsmache sind neben der Roten Flora in Hamburg auch Zentren in Sachsen, wie das Conne Island in Leipzig und das Alternative Jugendzentrum Chemnitz (AJZ). Im Nachgang des G20 meldeten sich viele Stimmen zu Wort und verglichen die Geschehnisse in Hamburg teils mit (Neo-)Nazis und islamistischem Terror. [1]

Robin Swoboda, Pressesprecher von WASTELAND, sagt dazu:

“Die CDU, aber nicht nur die, versucht im Zuge des Bundestagswahlkampfes die Opposition zur neoliberalen Alternativlosigkeit zu diskreditieren, indem sie sich krampfhaft Mühe gibt, einen Bogen von den Ereignissen in Hamburg zu alternativen Zentren in anderen Teilen Deutschlands zu spannen. Dass es hier lediglich um Dämonisierung anstatt um eine ernsthafte Auseinandersetzung geht, zeigen die zahlreichen perfiden Nazi- und Terrorvergleiche. (Neo-)Nazis greifen vermeintlich Schwächere an und gehen dabei auch über Leichen. Und der Vergleich mit dem IS oder anderen Terrororganisationen sollte sich generell verbieten! Im Zuge dieser Dämonisierung werden unliebsame Stimmen als Extremist*innen abgestempelt, mit dem Ziel diese aus öffentlichen Diskussionen auszuschließen.”

Die Vorwürfe in Richtung des AJZ Chemnitz beziehen sich vor allem auf den antifaschistischen Jugendkongress (Juko), der dort im April 2016 und 2017 stattfand. Veranstaltet wurden diese Kongresse von der antifaschistischen Vernetzung WASTELAND, welche das AJZ dafür anmietete. Laut Alexander Dierks (CDU) sollen Veranstaltungen des AJZ nochmal überprüft werden, der freie Träger der Jugendhilfe müsse sich von “Extremisten” abgrenzen. [2]

Robin Swoboda führt weiter aus:

“Wir finden es sehr bedauerlich, wenn sich Menschen hinstellen und unentwegt das Ende der Geschichte propagieren, während diese Welt tagtäglich mehr vor die Hunde geht. Wir haben versucht bei dem Juko eine Kritik in verschiedenen Bereichen von Gesellschaft zu vermitteln und diskutiert, wie wir diese zum Positiven verändern können. Dies ohne jegliches inhaltliche Argument zu diskreditieren, lässt tief blicken.”

Pressesprecher Robin Swoboda führt zudem aus:

“Was uns mit Erschrecken zurück lässt ist die Tatsache, dass es nach den Pogromen in Rostock-Lichtenhagen, Freital, Heidenau, den vielen Brandanschlägen und den vielen Toten durch rechte Gewalt immer wieder hieß, man müsse die Sorgen und Ängste des deutschen Mobs ernst nehmen, Dialogbereitschaft zeigen. Doch wenn viele, vor allem junge Menschen ihre Unzufriedenheit und ihre Wut ob der Zustände nicht nach unten oder gegen Geflüchtete richten, sondern gegen Verantwortliche protestieren und sich antifaschistisch bilden und organisieren, wird dies sofort mit Terror verglichen. Dieses perfide Vorgehen lässt sich für uns nur mit ideologischer Borniertheit seitens Konservativer und vermeintlicher Liberaler erklären, die propagandistisch bis ins linksliberale Spektrum hinein die Verkennung der alltäglichen Gefahr durch Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus befördert.”

Robin Swoboda weiter:

“Die antifaschistische und antirassistische Vernetzung WASTELAND gibt bekannt, dass auch im Jahre 2018 ein Jugendkongress stattfinden wird und dankt dem AJZ Chemnitz für seine Solidarität und die jahrelange, gute und wichtige soziokulturelle Arbeit. Antifaschistische und Antirassistische Arbeit ist und bleibt, leider, notwendig!”

 

[1] http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-07/ausschreitungen-g20-thomas-de-maiziere

[2] https://www.tag24.de/nachrichten/chemnitz-nach-g20-randale-cdu-will-jugendzentrum-ueberpruefen-289595