[Chemnitz] Demonstration am 5.3. – Entnazifizierung? Es muss weiter gehen! – Faschist*innen stören, wo sie zur Ruhe kommen!

Demonstration am 5.3.  //  Treffpunkt am Karl-Marx-Monument um 17.00 Uhr (vorher Konzi mit Fatoni und BRKN für lau)

 

Am 05.03. jährt sich zum 72. Mal das Gedenken der Bombardierung von Chemnitz durch die Alliierten. Lange Jahre nahmen Neonazis diesen Tag zum Anlass, deutsche Täter*innen zu Opfern umzudeuten und diesen Geschichtsrevisionismus auf die Straße zu tragen. Dabei spielte Chemnitz eine unverkennbare Sonderrolle im Nationalsozialismus: unter der Bezeichnung „sächsisches Manchester“ galt es als der wichtigste Maschinenbaustandort des Deutschen Reichs, was der Hauptgrund für die Bombardierung war. Von Chemnitz aus wurde ein Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg betrieben und etliche Juden, Sinti und Roma, Sozialdemokraten, Kommunisten und als behindert und psychisch krank stigmatisierte Menschen deportiert. Dazu kamen ca. 31.000 Zwangsarbeiter*innen unterschiedlicher Herkunft, die für die Chemnitzer Maschinenproduktion schuften mussten.

 

 

Der alltägliche Geschichtsrevisionismus aus der Mitte der Gesellschaft

 

Trotzdem wird man immer, wenn es um die Bombardierung deutscher Städte und die geschichtliche Verantwortung der deutschen Gesellschaft geht, mit der heute gängigen „Gedenkkultur“ konfrontiert. Diese versucht deutsche Täter*innenrollen zu relativierten oder sogar zu negieren und deutsche Kriegsverbrecher*innen revisionistisch als Opfer darzustellen. Dieser Geschichtsrevisionismus wird nicht nur von faschistischen Organisationen wie den „Nationalsozialisten Chemnitz“ (NSC), der NPD und ihrer Jugendorganisation den „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) propagiert. Er findet sich in seinen Grundzügen in der bürgerlichen Zivilgesellschaft wieder, welche in einem Apell nach Frieden, Toleranz und Akzeptanz zum Vergeben und Vergessen anleitet. Entgegen dem „Chemnitzer Friedenstag“ wollen wir uns nicht auf diesem Apell ausruhen, da es mit den Faschist*innen keinen Frieden geben darf.

 

Das Rechte Plenum – Nipster mit Turnbeutel

 

Wohin diese Akzeptanz durch die Zivilbevölkerung führt, lässt sich mit einem Blick in die 90er Jahre aufzeigen, als es sich der NSU in Chemnitz bequem machte, enorme staatliche Unterstützung erlangte und unbemerkt eine Serie von Überfällen beging. Das Versagen der Polizeibehörden und die Reproduktion von rassistischen Ressentiments manifestieren sich bis heute weiter.
Heute etabliert sich in Chemnitz eine neue, rechte, aktionistische Gruppierung, das „Rechte Plenum“. Sie versuchen sich ideologisch wie territorial in der Raumeinnahme, indem sie ihre neofaschistischen Ideologien ästhetisch verformt über soziale Netzwerke verbreiten. Stadtteile werden mit (weniger ästhetischen) Stickern und Graffitis als „Nazi-Kiez“ ausgerufen und vermeintliche Migrant*innen und linksalternativ wirkende Menschen, sowie Räumlichkeiten wie Wohnprojekte, linksalternative Treffpunkte und Parteibüros attackiert. Sie versuchen damit eine Anschluss bietende Struktur zu schaffen, mit welcher sie junge Menschen für ihre nationalsozialistische Idiotie rekrutieren wollen. Nach einem erfolgreichen Outing dieser Gruppierung durch Antifaschist*innen bleibt jegliche zivilgesellschaftliche Empörung aus. Medial wird das Thema kaum aufgegriffen, vielmehr wird in der Öffentlichkeit ein Anstieg von „links- und rechtsextremistischen“ Gewalttaten verkündet und damit das Erstarken der rechten Szene relativiert.
In dieser Bequemlichkeit des Staates und der Zivilgesellschaft, wo solche Entwicklungen – ob stumm oder laut – toleriert werden, finden Faschist*innen einen Raum, in dem sie agieren können, damals wie heute.

 
Wir wollen keinen Frieden mit Nazis, dem versagenden Staat und einer Gesellschaft, welche damals wie heute einen Handlungsraum für Nazis bietet. Deshalb rufen wir euch dazu auf, euch uns anzuschließen und mit einer kraftvollen Demonstration über den Sonnenberg die ansessige Bevölkerung zu konfrontieren und den Faschist*innen zu zeigen, dass auch Chemnitz kein ruhiges Hinterland bietet.

In unserer Demostration sollen unüberlegte Pöbelsprüche wie „Ey du Ronny“, „Drecksnest“ und dergleichen keinen Platz finden. Dieser Klassimus macht den Ursprung von Rassismus an der sozialen Klasse fest und verstößt klar gegen unseren emanzipatorischen Anspruch und wird mit dem Rausschmiss von der Demo geahndet.

 

Entnazifizierung? Es muss weiter gehen! – Faschist*innen stören, wo sie zur Ruhe kommen!

 

Kommt am 5.3. nach Chemnitz!

Antifaschistischer Jahresrückblick im Vogtland 2016

Besser spät als nie: Der Jahresrückblick zu 2016. Auch das Jahr 2016 war im Vogtlandkreis (in Südwestsachsen) wieder davon geprägt, dass rechte Kräfte verschiedenster Strömungen sich bemühten, in der Region einen Rückzugsraum für ihre nationalistische Politik zu verankern. Erfreulich, dass dies immer wieder auf antifaschistische Gegenwehr gestoßen ist. Trotzdem bleibt für das kommende Jahr viel zu tun, um einem spürbaren Rechtsruck der Gesellschaft entgegenzutreten und kämpferische emanzipatorische Gegenbewegungen zu schaffen. Continue reading “Antifaschistischer Jahresrückblick im Vogtland 2016”

Plauen bekommt ein Nazizentrum

Mit der Eröffnung eines Büros durch die neonazistische Kaderpartei „der III. Weg“ in Haselbrunn ist das Naziproblem in Haselbrunn ein weiteres Mal offensichtlich geworden. Am 07.01.2017 wurde in dem Plauener Stadtteil, in dem der „III. Weg“ eine Vorherrschaft anstrebt, ein sogenanntes „Bürgerbüro“ des „Stützpunktes Vogtland“ eröffnet. Ein „Bürgerbüro“ mit Potential zum „nationalen Zentrum“, doch wen wundert‘s? Continue reading “Plauen bekommt ein Nazizentrum”

Wir wissen, was ihr letzten Winter getan habt…

„Wir sind Deutschland“ und der Rückkehr des Völkischen entgegentreten!

Redebeitrag von the future is unwritten – Leipzig auf der Demonstration »Den III. Weg zerschlagen!« am 17. Dezember 2016 in Plauen.

Liebe Plauener_innen,

wir wissen, was ihr letzten Winter getan habt. Zumindest eine bedeutende Minderheit von euch. Bis zu 5000 von den knapp 65.000 Einwohner_innen haben sich an den Kundgebungen und Demonstrationen von „Wir sind Deutschland“ beteiligt.

Was sich harmlos als offenes Forum für alltäglich Sorgen und Nöte von Bürger_innen präsentierte, war faktisch der Versuch einer völkischen Querfront von offenen NS-Aktivist_innen bis hin zu vermeintlich linken und friedensbewegten Verschwörungstheoretiker_innen wie Ken Jebsen. Dem mit besten Kontakten in das rassistische und neonazistische Spektrum ausgestatteten Aktivisten der „Friedensbwegung Halle“ Frank Geppert wurde ebenso eine Bühne geboten wie der NS-Aktivistin Conny Arnold aus Rodewisch. Themen der Veranstaltungen, die von September 2015 bis April 2016 stattfanden waren klassisch „linke“ Themen wie Waffenexporte, soziale Ungerechtigkeit und Probleme der repräsentativen Demokratie. Allerdings wurden diese immer mit antiamerikanischen, antisemitischen und rassistischen Erklärungsmustern verbunden. Rednerin Susanne Mai erklärte dem interessierten „Wir sind Deutschland“-Publikum, es gebe „verzweifelte Versuche von diversen Gruppen, ihre Macht über uns Menschen zu erhalten“. Ihre Forderung: „die Manipulatoren sollen ihre Plätze verlassen“. Auch wenn die konkrete Benennung des Jüdischen peinlich genau vermieden wurde, ist offensichtlich, in welche Richtung Mais Argumentation und die vieler anderer Redner_innen ging. Was den Rassismus betrifft, so wurde dieser oftmals verharmlost, in dem er als Sorge von engagierten Bürger_innen deklariert wurde. Doch auch „Wir sind Deutschland“-Moderator Gunnar Gemeinhardt wurde mehr als deutlich, als er auf der Bühne sagte: „Diese Herren ziehen hier durchs Land, sind ja nur Herren, kommen mittlerweile ohne Ausweise über die Grenze und werden keine deutschen Gesetze beherzigen“.

Doch die Masche von „Wir sind Deutschland“ ging auf. Während man ähnliche Inhalte wie Pegida oder Legida verbreitete, gab es keinen bürgerlichen Gegenprotest auf der Straße. Im Gegenteil. Die völkisch-rassistischen Kundgebungen erhielten Rückendeckung von ganz oben. Kreisrat Sven Gerbeth von der FDP trat bei einer der völkischen Kundgebungen auf. Und auch Superintendentin Ulrike Weyer legitimierte die Rassist_innen mit einer Rede auf der WsD-Bühne. Dem Ganzen setzte Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer von der FDP die Krone auf. Er befürwortete „Wir sind Deutschland“ gar in der überregionalen Presse und verglich die Veranstaltungen mit den Demonstrationen gegen die SED-Regierung Ende der 80er Jahre.

Nach einem Aufzug im April beendete „Wir sind Deutschland“ die öffentlichen Versammlungen in Plauen. Der Spuk ist damit jedoch noch lange nicht vorbei. Einige frühere WsD-Protagonist_innen wie zum Beispiel Andreas Müller haben sich mittlerweile mit Aktivist_innen der NS-Kaderpartei „Der III. Weg“ zusammengetan und organisieren rassistische Demonstrationen im ganzen Vogtland unter dem Label „Wir für unser Vogtland“. Das Konzept „Wir sind Deutschland“ hingegen fruchtet derweil in anderen sächsischen Orten: in Bautzen beteiligen sich WsD-Aktivist_innen an Veranstaltungen des „Bautzener Frieden“, bei denen das Spektrum der Redner_innen ebenfalls von bekennenden Nationalsozialisten bis hin zu Querfront-Aktivisten wie Daniele Ganser reicht. Und auch dort hat WsD Erfolg in der bürgerlichen Mitte: erst im Dezember 2016 konnte man 35.000 eigene „Wir sind Deutschland“-Zeitungen als Einleger im regional anerkannten „Wochenkurier“ verbreiten.

Liebe Plauener_innen,

wir wissen, was ihr letztes Frühjahr getan habt. Zumindest eine kleine Minderheit von euch. Zusammen mit vielen überregional angereisten Antifas, Nazi-Gegner_innen und Antirassist_innen habt ihr euch einem Aufmarsch des bereits erwähnten „III. Weg“ in den Weg gestellt und mit zur chaotischen Selbstauflösung der Nazi-Demo beigetragen. Die linksradikale Demonstration „Für einen emanzipatorischen Antikapitalismus“ konnte ihre Versammlung am Kundgebungsort des „Aktionsbündnis Vogtland gegen Rechts“ beenden und dort in einer eigenen Rede den völkischen Konsens bis hin zur Plauener Stadtverwaltung kritisieren. Trotz der völkischen Doppelzange aus NS-Kaderorganisationen und Rechtsterrorismus auf der einen Seite und völkischen Massenbewegungen und einer rassistischen Kommunalpolitik auf der anderen Seite gibt es einige Menschen unter euch, die aktiv eine emanzipatorische Politik verfolgen. Lasst uns genau dort weiter ansetzen. Lokale, regionale und überregionale Vernetzung der Menschen und politischen Kräfte, die den völkisch-rassistischen Konsens brechen wollen. Denn die Antwort gegen Rassismus ist nicht Dialog, sondern der gemeinsame Kampf für eine Gesellschaft jenseits von Ausbeutung, Ausgrenzung und Unterdrückung!

Oury Jalloh das war Mord! Am 7.1.2017 nach Dessau!

Oury Jalloh wurde am 7. Januar 2005 zum Opfer rassistischer Polizeigewalt. An Händen und Füßen an eine feuerfeste Matratze gefesselt, starb er in einer brennenden Polizeizelle in Dessau, Sachsen-Anhalt. Die diensthabenden Polizeibeamten hatten sich im Vorfeld des Brandes rassistisch über Jalloh geäußert und schalteten mehrfach den Feueralarm ab als die Zelle in Flammen stand. Offensichtlich, was da passiert ist, oder nicht? Für die deutsche Polizei und Justiz allerdings nicht. Seit über einem Jahrzehnt bemüht man sich um Vertuschung und Relativierung der Taten. Deshalb wird es auch am 7. Januar 2017 wie jedes Jahr eine Demonstration für Aufklärung und gegen rassistische Polizeigewalt in Dessau geben. Black lives Matter – Oury Jalloh das war Mord!

Organisiert wird die Demonstration von der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, deren Aufruf hier nachgelesen werden kann.

Zum ersten Mal mobilisiert auch das kommunistische »…um’s Ganze!«-Bündnis zur Oury-Jalloh-Demo. Deren Aufruf findet sich hier.

Auch wir als Wasteland – Vernetzung antifaschistischer und antirassistischer Gruppen Ost rufen dazu auf sich an der Demonstration in Dessau zu beteiligen. Folgende Treffpunkte zur Anreise aus Ostdeutschland sind uns bekannt:

Berlin

Treffpunkt für Zuganreise: 10.45 Reisezentrum im Bahnhof Alexanderplatz (Richtung Karl-Liebknecht-Straße)

Dresden

Treffpunkt für Zuganreise: 10.45 Bahnhof Dresden Neustadt

Erfurt

Treffpunkt für Zuganreise: 11.15 Bahnhofsvorplatz Erfurt Hbf

Greifswald

Busanreise: Tickets im IKUWO Dienstags bis Samstags ab 21 Uhr im IKUWO

Halle

Busanreise: kostenlose Tickets unter linksjugend.solid.halle@googlemail.com – Treffpunkt 12:45 Hinterausgang Halle Hbf

Jena

Busanreise: Anmeldung unter daswarmord@riseup.net.

Leipzig

Treffpunkte für Zuganreise: 13.00 Gleis 20 Leipzig Hbf

Magdeburg

Treffpunkt für Zuganreise: 12.45 ZOB

Potsdam

Zuganreise: 11.39 Potsdam Medienstadt

 

Motto- und Layout-Contest für den JuKo 2017

Dein Motto/Layout auf Flyern und Plakaten?!

Du hast Layout-Skillz und wolltest die schon immer mal praktisch umsetzen und überall plakatiert sehn? Oder du bist eine Sprüchemaschine und hast immer gute Motto-Ideen?
Super! Denn wir suchen noch ein Motto und Layout für den Juko 2017. Schick uns deine Ideen an timetoact@riseup.net mit dem Betreff: Contest. Ein gewisser Bezug zur aktuellen politischen Lage wär dabei schon schön 😉
Für die Gewinner*innen eines Layoutvorschlages und eines Mottovorschlages winkt je ein 15€ Gutschein für bambule – autonomer Gemischtwarenladen Leipzig, auch auf dem nächsten JuKo.

P.s.: Schickt uns das Layout bitte in A6 (Flyer) und A2 (Plakat) und in einem bearbeitbaren Format (z.B.: .psd), oder erstmal als Entwurf! damit wir gegebenenfalls noch etwas daran rummauscheln können. Kann ja sein, dass ein anderes Motto noch ein bisschen besser zum Entwurf oder Thema passt.

Wir freuen uns auf euch und eure Ideen!
Bis bald (vielleicht in eurer Stadt)
Eure Juko-Crew

Von Leipzig nach Plauen – den III. Weg zerschlagen!

Die Antifaschistischen Gruppen des Vogtlands rufen für den 17. Dezember dazu auf eine Demonstration durch den von Kadern der rechten Partei der III. Weg bewohnten Plauener Stadtteil Haselbrunn durchzuführen. Wir unterstützen das Motto „Den III. Weg zerschlagen!“ ausdrücklich, weil wir neonazistische Kaderorganisationen gerade in Zeiten rassistischer Massenmobilisierung und rechten Terrors für eine außerordentliche Bedrohung halten. Kommunistische Politik muss die Feinde der Emanzipation im Auge behalten und ihre Strukturen mit allen Mitteln bekämpfen. Deshalb rufen wir dazu auf mit uns am 17. Dezember 2016 nach Plauen zu fahren. Es gibt einen Zugtreffpunkt für Leipzig um 11 Uhr 15 am S-Bahnhof Connewitz.

the future is unwritten – Leipzig

Flyer - den III. Weg zerschlagen! Den Nazis die Homezone streitig machen - Antifaschistische Demonstration - 17.12.2016 - 14:30 - Oberer Bahnhof Plauen

Plauen 17.12. Antifademo “Den III. Weg zerschlagen – den Nazis die Homezone streitig machen!”

flyer1712

Die Verhältnisse in Sachsen sind nach rechts gerückt. Zwar Ausdruck einer gesamtdeutschen Tendenz, sticht das Bundesland dennoch heraus – mit einer weit verbreiteten pogromartigen rassistischen Stimmung, einer von Justiz und Zivilgesellschaft kaum ernsthaft behelligten neonazistischen Erlebniswelt und einer seit mehr als 25 Jahren stramm rechtskonservativen Regierungs- und Institutionslandschaft. Vor Ort bedeutet das, auch in Plauen: Kameradschaften und Bürgerwehren agieren immer selbstbewusster, der III. Weg inszeniert sich als Sammelbewegung rechts der NPD und zu den Tönen von AfD, DSU, NPD und “die Rechte” sammelt sich das Wutbürgertum mit dem Willen zum Pogrom.
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Nachbetrachtung zur Demonstration in Heidenau am 21.08.2016

Ein Jahr nach den pogromartigen Ausschreitungen in Heidenau demonstrierten ca. 150 Teilnehmer*innen unter dem Motto “Wir vergessen nicht! Das Schweigen in der sächsischen Provinz brechen” durch die Kleinstadt. Im nachfolgenden Text möchten wir eine kurze Auswertung der Organsiation der Demonstration sowie des eigentlichen Demonstrationsgeschehens abliefern. Im zweiten Teil des Textes möchten wir noch auf das Presseecho der Veranstaltung eingehen.
Im Vorfeld der Demonstration war es bereits zu massiver Kritik an einzelnen Akteur*innen gekommen, da der ursprüngliche Anmelder der pirnaer Ortsgruppe Bündnis 90/Die Grünen sich gegenüber dem Orgateam sehr unkooperativ zeigte und viele Orgaaufgaben nicht von Menschen oder Gruppen aus der Region um Heidenau und Pirna getragen wurden. So konnte die anfängliche Idee einer linken bürgerlichen Demonstration nach vielen Unstimmigkeiten und fehlendem Engagement nicht umgesetzt werden. Viele organisatorische Lücken stellten sich erst nach dem Beginn der Mobilisierung heraus, so dass der Großteil der Orga im Endeffekt kurzfristig von der Vernetzung getragen wurde. So stellt sich auch im Nachhinein die Frage wie hoch das tatsächliche Interesse örtlicher Antifaschist*innen an dieser Veranstaltung war und ob es das organisatorische Unvermögen oder Desinteresse war, welches die Mobilisation an vielen Stellen eingeschränkt hat.
Die Demonstration selbst zeigte sich optisch als Veranstaltung primär junger, weißer und schwarz gekleideter Menschen und vermittelte einen sehr martialischen Eindruck. Wir bedauern es sehr das es von Seiten der Demoorga keine Bestrebungen gab, eine Veranstaltungen mit Geflüchteten in der Region zu veranstalten und diese zu Wort kommen zu lassen. Auch ist zu bemerken das die Mobilisation im gesamten sicherlich abschreckend auf viele nicht Deutsche wirkte. Selbst das Mobimaterial mutete eher nach einem Design der Faschisten Ende der 90er Anfang der 2000er Jahre an und wirkte wenig einladend. 
Am Ende der Demonstration äußerte bereits ein Vertreter der Freien Arbeiter*innen Union Kritik an der arroganten, elitären Haltung der Teilnehmer*innen gegenüber den Menschen in Heidenau als Kleinstadt in der sächsischen Provinz. Diese hatten bereits zu Anfang der Veranstaltung junge Heidenauer*innen, die sich der Demo anschließen wollten, durch klassistische und provinzfeindliche Sprüche verschreckt. Im weiteren Demoverlauf war es von Seiten der Teilnehmer*innen immer wieder zu Beleidigungen, Drohungen und Abfotografieren von Rechten gekommen. Die Parole „Scheiß Drecksnest!“ dominierte an vielen Stellen die Außenwirkung der Veranstaltung. Dass über derartige Sprüche schon länger kritisch diskutiert wird, steht außer Frage und soll an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden. Wir sehen in dem Verhalten der Demonstrationsteilnehmer*innen jedoch die logische Konsequenz aus dem Aufruf der Veranstaltung, da dieser die Zielstellungen formulierte „Tragt eure Wut auf die Straße“ und „Brecht mit dem Schweigen“. Hier bedarf es einer weiteren strategischen Diskussion über die Möglichkeiten zur Intervention und Aufarbeitung außerhalb von Großstädten. 
Durchweg positiv wurden die Redebeiträge der einzelnen Gruppen the future is unwritten, NOPE., Antifa Kleinparis, Freie Arbeiter*innen Union und Pirnaer Autonome Linke aufgenommen und auch die Lautimoderation wurde von vielen Einzelpersonen als reflektiert und angenehm gelobt.
Als abschließendes Fazit sehen wir eine große Diskrepanz zwischen der Lautimoderation und den Redebeiträgen der einzelnen Gruppen sowie dem Verhalten einzelner Demoteilnehmer*innen. Wir denken, dass es nicht notwendig ist, seine Wut über die Ereignisse in Heidenau durch klassistische und beleidigende Äußerungen zum Ausdruck zu bringen. Wir würden uns als Konsequenz aus der Veranstaltung eine reflektierte Diskussion über Klassismus und Stadtzentrismus als Konsequenz aus Freital, Heidenau, Clausnitz wünschen. 
Das überregionale Presseecho des Tages lässt sich weitestgehend als neutral bewerten. Es gab von vielen Seiten eine kurze sachliche Beschreibung der Demonstration, welche stärker als Vorwand benutzt wurde, um die Ereignisse in Heidenau 2015 noch einmal aufzurollen und teilweise eine Bilanz nach einem Jahr zu ziehen. Einen erstaunlich kritischen Blick richtete hierbei der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) auf die Vorkommnisse.
Besonders subjektiv und abwertend berichtete Heike Sabel, Journalistin für die Regionalseite Pirna der Sächsischen Zeitung. Günter Eckoldt, Vorsitzender der Linkspartei in Heidenau, der bereits am Tag der Demonstration gegenüber deren Teilnehmer*innen verbal ausfällig und handgreiflich wurde und im Nachhinein der Veranstaltung Juliane Nagel (MdL Die Linke) stark kritisierte, weil er sich durch seine Genossin übergangenen fühlte und eine vorherige Absprache mit den Regionalpolitiker*innen gewünscht hätte. So wird dann auch der Zusammenhang klar, wenn Eckoldts Lebensabschnittsgefährtin Heike Sabel in unterschiedlichen Beiträge immer wieder versucht das Image der Stadt aufzupolieren und die Demonstration der Antifaschist*innen als vollkommen überflüssig in einer Stadt mit solch einer “geschundenen Seele” darzustellen. Dabei äußerte Frau Sabel noch vor einem Jahr gegenüber Journalist*innen von stern.de, sie hätte “noch nie in ihrem Leben […] solche Angst [gehabt], wie an diesem Freitagabend” im August 2015. Heute verteidigt sie die Rassist*innen aus Heidenau, die damals Steine, Böller und Flaschen warfen, damit, dass diese danach “weinend ins Rathaus liefen” und sich dort für ihr Mitlaufen entschuldigten. 
Für uns ist Heidenau nur eines von vielen Beispielen. Statt dass lokale Presse und Politiker*innen die Zivilbevölkerung wachrütteln und sie zum Hinterfragen der Zustände in Sachsen animieren, wird sich nur um einen guten Ruf der Region bemüht und sich nach und nach der Sprache und den Forderungen der Rechten angepasst. Diese Entwicklung werden wir nicht so hinnehmen. 

Widerstand gegen Fascho-Lesestunde inmitten von Dresden

Am Samstag, den 22. Oktober, soll im Restaurant zum Schießhaus eine antisemitische Veranstaltung der völkischen Rechten stattfinden. Dieser gilt es entgegen zu treten!

Nachdem schon die AfD und das neurechte Querfrontmagazin Compact die Räume des Restaurants zum Schießhaus nutzen durften, lädt nun der „Freundeskreis der Ludendorff-Bewegung“ ein. Wer zum Teufel das ist? Der Bund für Gotterkenntnis, oder die Ludendorffer, sind eine esoterische und verschwörungsideologische Sekte – was alleine schon schlimm genug wäre. Doch damit nicht genug: Die Ludendorffer, benannt nach dem ehemaligen Wegbegleiter Hitlers Erich Ludendorff und seiner Ehefrau Mathilde, sind eine völkisch-rassistische und offen antisemitische Pseudoreligion. Gründerin Mathilde Ludendorff warnt vor der „Durchmischung der Rassen“ [1] und fordert zum Kampf gegen „überstaatliche Mächte“ auf. Diese führen nach ihrer Auffassung einen „Kampf gegen das Leben der noch freien Völker“. Wer diese Mächte sind, welche nach „Weltmacht streben“ benennt Erich Ludendorff klar: „die Juden“[2]. Continue reading “Widerstand gegen Fascho-Lesestunde inmitten von Dresden”